Der Moukoko-Knall und die Folgen!
Dortmunds verliehener Stürmer Youssoufa Moukoko soll angeblich nicht 20, sondern bereits 24 Jahre alt sein. „Wir haben ihn vier Jahre jünger gemacht“, ist der Kernsatz seines angeblichen Vaters Joseph Moukoko (73), der am Sonntag (19.05 Uhr) in der laufenden ProSieben-Doku „Tricksen, Schummeln, Täuschen – Das Millionengeschäft mit den Fußball-Talenten“ gezeigt wird.
In einem Dokument, das BILD vorliegt, versichert er eidesstattlich: „In Kenntnis der Strafbarkeit einer falschen eidesstattlichen Versicherung erkläre ich (…) an Eides statt: Youssoufa Moukoko ist nicht der leibliche Sohn von mir und meiner Ehefrau Marie Moukoko. Er ist auch nicht am 20. November 2004 in Jaunde, Kamerun, geboren.“
Welche Folgen ergeben sich jetzt für den Spieler, Borussia Dortmund, den DFB und seinen aktuellen Leihklub OGC Nizza? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen!
Was passiert nach der neuen eidesstattlichen Versicherung von Joseph Moukoko überhaupt?
Fakt ist: Die Aussagen, die er eidesstattlich niedergeschrieben hat und die getätigten Aussagen in der Dokumentation könnten zu strafrechtlichen Ermittlungen führen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg prüft nach BILD-Informationen jetzt strafrechtliche Anhaltspunkte. Vor der kommenden Woche ist aber nicht mit einem vorläufigen Ergebnis der Prüfung zu rechnen.
Wirft der BVB Moukoko jetzt raus?
Nein! Der Stürmer besitzt in Dortmund noch einen gültigen Vertrag bis Sommer 2026 Für eine vorzeitige Kündigung gibt es derzeit keine juristische Grundlage. Solange sich dies nicht ändert, wird sich der BVB offiziell auch immer hinter seinen Spieler stellen. Medien-Direktor Sascha Fligge teilte BILD mit: „Die leiblichen Eltern ergeben sich im Falle von Youssoufa Moukoko aus amtlichen Ausweisdokumenten und Geburtsurkunden, die von einer deutschen Behörde ausgestellt worden sind. Diese Dokumente haben bis zum heutigen Tag Bestand und sind die Grundlage für Spielberechtigungen und -genehmigungen für Vereine, ganz gleich ob im Inland oder Ausland, und obendrein natürlich für Verbandsauswahlmannschaften wie die deutsche U21-Nationalmannschaft.“
Die Wahrheit ist aber auch: Dortmunds Glaube an eine sportliche Zukunft mit Moukoko sinkt immer weiter. Sobald die Rechtsgrundlage gegeben ist, werden die Verantwortlichen die Kündigungsmodalitäten zumindest prüfen.
Denn Fakt ist unabhängig von der Diskussion um Moukokos Alter auch, dass das Verhältnis zwischen dem BVB und seinem Berater Patrick Williams zerrüttet ist. Der Wasserman-Agent war im Sommer verbal auf die BVB-Bosse losgegangen: „Youssoufa wurde vor seiner Verpflichtung viel versprochen, aber das wurde nicht eingehalten.“
Löst Nizza jetzt den Leihvertrag mit Moukoko auf?
Auch für diesen Schritt fehlt die juristische Grundlage, weil der Leihvertrag bis Sommer 2025 ebenfalls auf den Daten aus Moukokos deutscher Geburtsurkunde basiert. Immer fraglicher ist aber, ob der Frankreich-Klub nach der Saison die mit dem BVB vereinbarte Kaufoption in Höhe von rund 17 Millionen Euro ziehen wird. Denn Moukoko spielt sportlich derzeit kaum eine Rolle, kam in den vergangenen sechs Liga-Spielen nur noch auf zwei Einsatzminuten. Eine BILD-Anfrage zum künftigen Umgang mit Moukoko ließ OGC Nizza bislang unbeantwortet.
Welchen finanziellen Schaden nimmt der BVB?
Borussia droht, auf den Gehaltszahlungen an Moukoko sitzen zu bleiben. Bei der letzten Verlängerung seines neuen Vertrags, die der Spieler im Januar 2023 selbst unterschrieben hatte, wurde sein Jahresgehalt nach BILD-Informationen auf 8,5 Millionen Euro angehoben. Aktuell übernimmt Leihklub Nizza das annähernd komplette Salär. Dortmund hofft zwar noch auf Moukokos sportlichen Durchbruch. Das wahrscheinlichste Szenario ist allerdings: Die erhoffte 17-Mio.-Ablöse aus der Kaufoption kassiert der BVB im Sommer NICHT, muss dazu noch für eine weitere Saison das Moukoko-Gehalt blechen – womöglich ohne sportlichen Gegenwert. Sollte sich die juristische Sachlage ändern, könnte Dortmund den Vertrag vorzeitig auflösen und sogar über Regress-Forderungen nachdenken.
Wie ein Fisch am HakenSpieler angelt sich seinen Team-Kollegen
Hinzu kommt: Die öffentlich geführte Debatte um Moukokos Alter nimmt entscheidend Einfluss auf seinen Marktwert. Der liegt laut Transfermarkt.de aktuell bei 18 Millionen Euro. Dass eine solche Summe noch einmal für den Stürmer aufgerufen wird, ist derzeit kaum vorstellbar.
Darf Moukoko weiterhin für die deutsche U21-Nationalmannschaft spielen?
Ja, wie bereits auch BVB-Sprecher Fligge in seiner Stellungnahme klarstellte. Auch der DFB erklärte auf BILD-Nachfrage: „Bevor Youssoufa Moukoko im September 2017 für die Deutsche U16 Nationalmannschaft debütierte, gab es öffentlich geäußerte Zweifel an seinem bekannten Geburtsdatum. Der DFB hat deshalb eng mit den zuständigen Hamburger Behörden zusammengearbeitet. Als eine vom Hamburger Standesamt beglaubigte Geburtsurkunde vorgelegt wurde, wurde er für Deutschland eingesetzt. Der DFB hatte keinen Anlass, die Arbeit deutscher Behörden in Zweifel zu ziehen. Deshalb wurde das vorgelegte Geburtsdatum 20.11.2004 im weiteren Verlauf seiner fußballerischen Karriere verbandsintern zugrunde gelegt.“ Und hat demnach weiterhin Bestand.
Wird Moukoko nun auch weiterhin eingeladen? U21-Trainer Antonio di Salvo (45) hatte zuletzt aus sportlichen Gründen gemahnt: „In der Offensive herrscht Konkurrenzkampf. Da muss man sich immer wieder zeigen und neu beweisen, das gilt auch für Youssoufa.“
Werden Moukokos Titel und Rekorde jetzt annulliert?
BILD berichtete bereits, welche Rekorde er verlieren würde, wenn das Alter von 24 Jahren tatsächlich für behördlich offiziell erklärt würde. Darunter der als jüngster Spieler und jüngster Torschütze der Bundesliga. 2021 (U17) und 2023 (U19) bekam Moukoko die DFB-Auszeichnung in Gold. Offizielles Alter damals: 16 bzw. 18 Jahre alt. Wenn er jedoch vier Jahre älter wäre, hätte man ihm die Medaille nicht verleihen dürfen. Auf die BILD-Anfrage, ob die Titel nun annulliert werden, ging der DFB nicht ein. Demnach besitzen sie vorerst weiter Gültigkeit. Die Alters-Diskussion wirft öffentlich nun allerdings einen großen Schatten auf Moukokos Titel und Rekorde.
Löst Nike jetzt den millionenschweren Vertrag mit Moukoko auf?
Den Ausrüster-Vertrag mit dem US-Unternehmen hatte 2019 Joseph Moukoko für den damals zumindest offiziell nicht volljährigen Moukoko unterzeichnet. Für die Unterschrift kassierte Moukoko nach BILD-Informationen rund eine Million Euro. Zuzüglich aller Prämien kann das Gesamt-Volumen des Deals auf unfassbare 10 Millionen Euro anwachsen.
Die eidesstattliche Erklärung könnte den US-Konzern nun zu einer Prüfung veranlassen. Klar ist, dass die aktuelle Situation Moukokos Werbewert für Nike erheblich sinken lässt.
Ist die deutsche Geburtsurkunde von Youssoufa Moukoko jetzt ungültig?
Die deutsche Geburtsurkunde hatte sich Joseph Moukoko am 23. Februar 2016 von einer Standesbeamtin des Bezirksamtes Hamburg-Harburg ausstellen lassen. Auch das Bezirksamt wird den Fall im Hinblick auf die neuerlichen, eidesstattlich getätigten Aussagen nun neu bewerten, wie eine Sprecherin auf BILD-Anfrage mitteilte. Jedoch müsse man nun alle Unterlagen sichten, bevor eine Aussage getroffen werden könne.
Paradox: Joseph Moukoko hatte bereits in der Vergangenheit eine frühere eidesstattliche Versicherung bei Gericht abgegeben, am 12. November 2022 erklärt: „ln Kenntnis der Strafbarkeit einer falschen eidesstattlichen Versicherung erkläre ich ausschließlich zur Vorlage bei Gericht das Folgende an Eides statt: Mein Name ist Joseph Moukoko, geboren am 5. Juli 1951 (..) Youssoufa Moukoko ist der leibliche Sohn von mir und meiner Ehefrau Marie Moukoko. Er ist am 20. November 2004 in Jaunde, Kamerun, geboren.“ Auch hier müssen Strafverfolgungsbehörden bewerten, ob diese, nach heutigem Stand unwahren Aussagen, strafbar sind.
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Paragraf 156 (Falsche Versicherung an Eides Statt) des Strafgesetzbuchs sagt: „Wer vor einer zur Abnahme einer Versicherung an Eides Statt zuständigen Behörde eine solche Versicherung falsch abgibt oder unter Berufung auf eine solche Versicherung falsch aussagt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“
Wie konnte Joseph Moukoko mit einer Geburtsurkunde aus Kamerun eine deutsche Urkunde erhalten?
Eine Sprecherin des Bezirksamt Hamburg-Harburg sagte im Jahr 2017 auf WELT-Nachfrage, dass beim Standesamt Hamburg-Harburg im Jahr 2016 eine Nachbeurkundung der Geburt von Youssoufa Moukoko erfolgt sei. Demnach wurde der Stürmer am 20. November 2004 in Kameruns Hauptstadt Yaoundé geboren. Das Dilemma der Behörde: Die Beamten müssen auf die Rechtstaatlichkeit des Ursprungs der Urkunde vertrauen, was in einem Nicht-EU-Land schwierig unabhängig überprüfbar wäre.