Das Zitat der ersten Saisonhälfte kam aus München, auch wenn die Sätze in der Schweiz gefallen sind: „Was ich zusagen kann, ist die deutsche Meisterschaft. Wir stehen zum heutigen Zeitpunkt wunderbar da. Wir sind Tabellenführer. Und unsere einzigen richtigen Konkurrenten Bayer Leverkusen und RB Leipzig liegen weit hinter uns“, hatte Uli Hoeneß bei einem Forum der Zeitung „Finanz und Wirtschaft“ in Rüschlikon gesagt.
Der FC Bayern stand nach zehn Spieltagen mit fünf Punkten Vorsprung vor RB Leipzig und mit gar neun Punkten Abstand zu Titelverteidiger Bayer Leverkusen an der Tabellenspitze. Komfortabel, ganz gewiss. So etwas sagt man vielleicht in bierseliger Runde am Stammtisch – aber als Experte, als ehemaliger Spieler, als einer, der alles im Fußball schon erlebt hat und weiß, was alles passieren kann?
Während man sich noch darüber wunderte, setzte Vorstandschef Jan Christian Dreesen bei der Jahreshauptversammlung einen drauf. Das Finale der Champions League findet im Mai 2025 bekanntlich in München statt, und ungeachtet der Tatsache, dass dies 2012 gegen den FC Chelsea tränenreich schief gegangen ist, wollte Dreesen die Neuauflage diesmal nicht „Finale dahoam“ sondern gleich „Titel dahoam“ nennen. Was ist da los in München? Dass sich Bayer Leverkusen im Sommer den deutschen Meistertitel geschnappt hatte, war offenbar ein heftiger Wirkungstreffer.
Extrem hochbegabte Künstler
Unter dem Weihnachtsbaum in München liegt die Schale nicht. Längst sieht es wieder nach einem Zweikampf zwischen dem bayrischen Serienmeister und dem rheinischen „Emporkömmling“ aus. Vermutlich haben gleich die ersten Wochen im Januar eine wegweisende Bedeutung. Die beiden besten deutschen Mannschaften müssen sieben Spiele in drei Wochen absolvieren.
Auf dem Papier steht Leverkusen vor den deutlich anspruchsvolleren Aufgaben. Der aktuelle deutsche Meister startet in Dortmund (Freitag, 10. Januar, um 20.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN), erwartet danach das auswärtsstarke Überraschungsteam aus Mainz, in der Champions League folgt die Reise zum spanischen Tabellenführer Atlético Madrid, im Anschluss geht es sofort nach Leipzig, ehe Sparta Prag und Hoffenheim als nächste Gegner warten.
Die Bayern beginnen bei der wiedererstarkten Gladbacher Borussia (Samstag, 11. Januar, um 18.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky), die schon öfter mal ein Stolperstein war, danach geht es national mit Hoffenheim, Wolfsburg, Freiburg und Kiel weiter, in der Champions League trifft der Rekordmeister auf Feyenoord Rotterdam und Slovan Bratislava.
Das Programm ist unterschiedlich schwer, aber für beide extrem kräftezehrend, die Folgen schwer kalkulierbar. Wer gerät in ein kleines Tief, und sei es nur eine Ergebniskrise durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse? Wer bleibt von Verletzungen verschont?
Garantiert ist gar nichts – die Bundesliga kann dank Leverkusen spannend bis zum Schluss bleiben oder relativ schnell einseitig werden. Nur eines kann man – Stand jetzt – zusagen: Bayern-Trainer Vincent Kompany wird alles stoisch kommentieren und erklären, und dafür gebührt ihm große Bewunderung angesichts des Umfeldes.