Sein Aussehen erinnert an einen der weltweit besten Stürmer.
Blonde, lange Haare, Stirnband – das ist das Markenzeichen von Artem Stepanov (17). Der 1,92 Meter große Nachwuchs-Torjäger von Bayer Leverkusen sieht Erling Haaland (24) von Manchester City verdammt ähnlich. Der Norweger ist allerdings drei Zentimeter größer.
Stepanov ist natürlich noch längst kein Haaland. Aber der ukrainische U19-Nationalspieler ist eines der hoffnungsvollsten Talente unter dem Bayer-Kreuz – und vielleicht am heutigen Samstag ein Bundesliga-Spieler. Denn Stepanov winkt sein Profi-Debüt für die Werkself.
Xabi Alonso (42) nimmt den Mittelstürmer im Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim (15.30 Uhr/Sky und hier im Live-Ticker) mit in den Kader. Das bestätigte der Coach auf BILD-Nachfrage. Stepanov wird bei der DFL mit der Nummer 29 auf dem Trikot geführt.
Grund für die Berufung ist die Personal-Not im Angriff beim Meister: Durch die Verletzung von Victor Boniface (23), der sich bei der nigerianischen Nationalelf einen Faserriss im Oberschenkel zuzog, hat Leverkusen nur noch Patrik Schick (28) als gelernten Mittelstürmer im Kader.
Ukraine-Flüchtling vor Bundesliga-Debüt
Die Nominierung von Stepanov ist logisch. Zumal mit Amine Adli (25/Wadenbeinbruch) ein weiterer Offensivspieler, der auch im Sturmzentrum spielen kann, bis ins neue Jahr ausfällt.
Der Ukrainer war schon mal bei den Profis dabei: Beim 1:0 in der 1. Pokalrunde in Jena am 31. August saß Stepanov auf der Bank, weil Boniface und Martin Terrier (27) gesperrt zuschauen mussten.
Die Bundesliga-Premiere wäre für Stepanov ein Märchen, nachdem er wegen des russischen Angriffskriegs aus seiner Heimat geflüchtet war. Im Sommer 2022 kam er aus der Jugend von Shakhtar Donezk zu Bayer und schlug direkt ein. Der Lohn: ein Vertrag bis 2027, den er im Januar 2024 im Alter von damals 16 Jahren unterzeichnete.
Stepanov ist ein technisch starker und dazu schneller Wandspieler, der Bälle gut abschirmen kann. Er hat einen guten Torriecher im Strafraum, schießt am liebsten mit rechts, ist aber auch mit dem Kopf gefährlich. Und seine Quote kann sich wirklich sehen lassen.
In der Saison 2023/24 schoss er 19 Tore in 26 Spielen für die Bayer-U17 von Trainer Sergi Runge (30), die erst im Endspiel um die B-Junioren-Meisterschaft mit 2:3 n. V. gegen Dortmund eine Niederlage einstecken musste. Stepanov gehört zu einem Top-Jahrgang, die U17 stieg im Sommer in die U19 auf und soll nach vielen schwächeren Jahren im Bayer-Nachwuchs an die Erfolge der Leverkusener Talentschmiede der Vergangenheit anknüpfen.
Der Weg stimmt: So feierte bereits DFB-U18-Spieler Francis Onyeka (17) in dieser Saison sein Profidebüt, er sitzt – wie Stepanov – gegen Heidenheim auf der Bank. Zuletzt beim 1:1 gehörte neben Onyeka auch Kerim Alajbegovic (17) zum Alonso-Aufgebot.
Sergi Runge ist mittlerweile Trainer der U19 und Stepanov mit 10 Toren und 2 Vorlagen in 11 Spielen der DFB-Nachwuchsliga Gruppe F weiter sein Top-Knipser. Dazu kommt ein Treffer in der Youth League: ein überragender Lupfer zum 3:1 gegen die AC Milan.
Heute (11 Uhr) kann Leverkusens U19 mit einem Sieg bei Nachbar Viktoria Köln in die Liga A der Hauptrunde der DFB-Nachwuchsliga einziehen. Das muss ohne Stepanov gelingen. Dass er fehlt, ist aber die schönste Auszeichnung für die Talentförderung des Werksklubs.