Im Interview mit SPORT BILD spricht Leverkusens Meister-Held Amine Adli über seine Reha nach seiner schweren Verletzung und warum ihn der neue Vertrag so stolz macht.
SPORT BILD: Herr Adli, am 23. Oktober erlitten Sie in der Champions League beim 1:1 bei Stade Brest einen Wadenbeinbruch. Wie fühlen Sie sich derzeit?
AMINE ADLI (24): „Ich kann wieder gehen und durfte die Krücken mittlerweile ablegen. Es sieht gut aus, also bin ich zufrieden.“
SPORT BILD: Sie haben Fotos Ihrer OP-Narben gepostet, die ziemlich gruselig aussahen[–>.
ADLI: „Ja, das stimmt – vielleicht hätte ich das damals lassen sollen (lächelt). Jetzt sehen sie schon viel besser aus. Es ist eine wirklich schlimme Verletzung, das erste Mal, dass ich mir einen Knochen gebrochen habe.“
SPORT BILD: Sie waren im vollen Lauf, dann foulte Brest-Verteidiger Soumaïla Coulibaly Sie rücksichtslos. Gab es dafür eigentlich eine Entschuldigung?
ADLI: „Ja, er hat mir nach dem Spiel geschrieben, um zu erfahren, wie es mir geht – und um sich zu entschuldigen. Ein paar weitere Spieler von Brest schrieben mir ebenfalls, das war sehr nett. In der Situation hat Soumaïla versucht, den Ball zu spielen, aber das Tackling war zu riskant, weil er von hinten kam. Aus meiner Sicht war das ein Foul, der Schiedsrichter hat ja nicht einmal gepfiffen. Ich glaube aber nicht, dass Soumaïla mich verletzen wollte, solche Dinge passieren beim Fußball.“
SPORT BILD: Wussten Sie gleich, dass es etwas Ernstes war?
ADLI: „Sofort. Ich hörte ein Knacken und dann spürte ich ein paar Sekunden lang mein Bein nicht. Ich hatte Angst, hinzuschauen, weil ich befürchtete, dass der Fuß irgendwie unnatürlich abstehen könnte. Als ich mich dann traute, sah ich, dass er noch dran war. Ich dachte: Okay, vielleicht ist es nur ein großer Schock. Und wenn ich anfange zu laufen, kann ich vielleicht weiterspielen. Aber der Schmerz war zu groß. Dann erinnere ich mich, dass Flo (Florian Wirtz; d. Red.) und Jerry (Jeremie Frimpong) zu mir kamen. Ich habe ihnen direkt gesagt, dass etwas nicht stimmt und ich nicht mehr spielen kann. Ich glaube, die Leute im Stadion und an den Fernsehern hatten nicht damit gerechnet, dass die Verletzung so schlimm sein würde, weil ich noch durch das Stadion gegangen bin, um in die Umkleidekabine zu kommen.“
SPORT BILD: Trotz der Schmerzen?
ADLI: „Ich weiß bis heute nicht, wie ich das gemacht habe. Ich denke, es lag am Adrenalin. Aber als ich dann in der Umkleidekabine angekommen bin, war ich niedergeschlagen, etwas ruhiger, und mein Körper schien nicht mehr auf dem Adrenalinspiegel zu sein wie zuvor. Ich hatte wirklich sehr, sehr starke Schmerzen und konnte nicht mehr gehen. Ich fragte einen unserer Physios, ob das Bein gebrochen sei. Er meinte nur: ,Ich glaube, ja …‘“
SPORT BILD: Ihr Verein vermeldete nach der Diagnose, dass Sie wohl im Januar 2025 wieder dabei sein können. Liegen Sie im Zeitplan?
ADLI: „Das war natürlich nur ein grober Richtwert. Wir werden aber ganz sicher nichts übereilen, denn wenn ich zu früh zurückkomme und nicht bereit bin, kann das zu weiteren Verletzungen führen. Aber ich will stärker als zuvor zurückkommen. Mal sehen, was die Ärzte dann sagen. Ich habe jetzt eine Metallplatte im Bein, die ich ein oder zwei Jahre lang behalten und damit auch spielen kann.“
SPORT BILD: Leverkusen hatte nach dem Double-Gewinn einen schweren Start in die Saison. Wie bitter ist es für Sie, Ihrer Mannschaft, die große Verletzungsprobleme hat, momentan nicht helfen zu können?
ADLI: „Natürlich ist das gerade sehr frustrierend für mich. Ich vermisse das Gefühl, vor unseren Fans zu spielen und all die Emotionen, die der Fußball hervorruft.“
SPORT BILD: Wenige Tage nach Ihrer Verletzung verlängerten Sie in Leverkusen bis 2028.
ADLI: „Das hat mir nach diesem Rückschlag geholfen, darüber bin ich sehr glücklich und dankbar. Wir hatten ja schon länger über eine Verlängerung gesprochen. Aber Verhandlungen können sich hinziehen. Ich war stolz darauf, dass die Verantwortlichen auf mich zählten und mir trotz meiner Verletzung ihr Vertrauen zeigten.“