Dieser Beweis war eigentlich nicht mehr nötig. Doch das Video von Xabi Alonso, wie er in der Entstehung des späten Siegtreffers gegen Inter Mailand an der Seitenlinie mitgeht, als sei er selbst ein im Brennpunkt befindlicher Spieler, ließ die Fußballwelt trotzdem staunen. „Ich muss so fokussiert sein“, sagte der Chefcoach von Bayer Leverkusen nun über die Szene aus der 90. Minute am Dienstag.
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Drei Tage nach dem 1:0-Heimsieg in der Champions League und einen Tag vor dem Bundesligaspiel beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) erklärte der spanische Gentleman, wieso er sowohl den Pass von Alejandro Grimaldo, als auch Nordie Mukieles erfolgreichen Torschuss pantomimisch nachgeahmt hatte. Und er benutzte dazu die englische Vokabel „Involvement“, um klarzumachen, dass er nur in diesem Coaching-Modus wirklich „beteiligt“ sein könne.
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Wie sehr der ehemalige Weltklasse-Sechser in seiner Fußball-Leidenschaft in jede Sequenz eintaucht, war schon während der Double-Saison 2023/24 mehr als deutlich geworden. Seit dem 10. Dezember liegt eben nun ein neues Dokument dafür vor und Alonso kam zu einer besonderen Selbstanalyse. „Ohne das kann ich nicht verstehen, was passiert und wie ich meinen Spielern helfen kann“, hielt der 43-Jährige fest und ergänzte: „Das ist unbewusst passiert. Ich habe nicht nachgedacht, war nur klar im Moment und wollte, dass es genauso passiert, wie es passiert ist.“
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Dank dieser Szene konnte die Werkself den sechsten Sieg im sechsten Pflichtspiel nach der Länderspielpause feiern. „Aber wir können nicht stoppen“, ermahnte der titelhungrige Bayer-Coach seine Belegschaft, auch in Augsburg keinen Deut nachzulassen. „Wenn wir ein bisschen entspannen, gibt es keine Chance. Wir müssen Vollgas geben.“
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Schließlich steht der Gegner zwar nur auf Bundesliga-Rang 13, hat aber von den bisherigen 16 Punkten ganze 14 in der heimischen WWK-Arena eingesammelt und rangiert in der Heimtabelle auf dem sechsten Platz. „Augsburg ist ein harter Gegner“, erinnert sich Alonso an die 0:1-Niederlage bei seinem ersten Auftritt in der Fuggerstadt im Februar 2023 und auch an den knappen 1:0-Erfolg vor elf Monaten durch Exequiel Palacios’ Tor in der Nachspielzeit. „Sie haben eine klare Idee, auch wenn sie das System gewechselt haben“, sagt Alonso über das kompakt verteidigende und auf schnelles Umschalten gepolte Team von Kollege Jesse Thorup. Ganz gleich, ob der FC Augsburg nun wie in den Vorjahren mit defensiver Viererkette oder neuerdings in einer flachen 3:5:2-Formation spielen wird – die Stürmer Phillip Tietz, Alexis Claude-Maurice oder Samuel Essende gelte es ebenso zu kontrollieren wie das stabile Dreiermittelfeld und die guten Flügelspieler, betonte Xabi Alonso.
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Prädestiniert für diesen Job wirkt – nicht erst seit Dienstag – Siegtorschütze Mukiele. „Nordie ist in der richtigen Entwicklung“, lobt Alonso die Leihgabe von Paris St. Germain. „Er hatte im Sommer kein Trainingslager mit uns, aber jetzt ist sein Standing in der Mannschaft besser und sein Impact groß.“ Vor allem, weil der antrittsstarke, robuste und technisch versierte Freigeist aktuell „in jedem Spiel konzentriert“ bleibe, sei er „besonders wichtig“ für Mannschaft und Trainer.
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Nordie Mukiele als Sinnbild des Aufschwungs von Bayer Leverkusen
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Was Xabi Alonso bis Herbst noch an dem 27-jährigen Rechtsverteidiger auszusetzen hatte, macht diesen nun zu einem Sinnbild des Leverkusener Aufschwungs. „Nicht nur unsere Ergebnisse, sondern auch unsere Energie und die Mentalität sind top“, freut sich der Coach des Tabellendritten vor dem letzten Auswärtsspiel des Jahres. „Wir müssen alles gut machen. Manchmal schön spielen, aber manchmal auch nicht so schön. Es ist wichtig, jeden Moment gut zu interpretieren“, sagte Alonso und schloss eine Wiederholung seiner Fußball-Pantomime nicht aus. Eben weil es in der Fuggerstadt ähnlich intensiv zugehen dürfte wie im deutsch-italienischen Meisterduell am Dienstag, sind unterbewusst wirkende Kräfte an der Seitenlinie keinesfalls auszuschließen.
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Voraussichtliche Aufstellungen: Augsburg: Labrovic; Matsima, Gouweleeuw, K. Schlotterbeck; Wolf, Jakic, Giannoulis, Onyeka, Rexhbecaj; Claude-Maurice, Tietz. – Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Andrich, Garcia, Xhaka, Grimaldo; Schick, Wirtz. – SR.: Zwayer (Berlin).