Schon unmittelbar vor dem durchaus ereignisreichen 3:2 der Leverkusener in Dortmund am Freitagabend wurde im und um den Signal Iduna Park heiß diskutiert. Die Kernfrage: Wieso sitzt Florian Wirtz nur auf der Bank? Es wurde – vor allem hinter vorgehaltener Hand – viel spekuliert. Meistverbreitete Vermutung: Es handele sich um eine Maßnahme wegen einer Disziplinlosigkeit.
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Die Verantwortlichen verweigerten die Auskunft, sprachen von einer internen Angelegenheit und dass der 21-jährige Unterschiedsspieler in der zweiten Halbzeit zum Einsatz kommen werde. Nach der Partie klärte Xabi Alonso das Rätsel dann doch noch auf – dafür griff er zum Mittel der englischen Sprache, wie er es fast immer macht, wenn er sicher gehen will, dass er nicht missverstanden wird. Seine Erklärung beendete er mit einem Bonmot: „Es ist diese klassische Brücke in Köln, die so viele Probleme verursacht – es ist wahr.“
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Eine Disziplinlosigkeit wollte der spanische Coach seinem wichtigsten Offensivspieler nicht unterstellen, wohl aber – so schwang im Subtext mit – Fahrlässigkeit, gepaart mit unglücklichen Umständen durch höhere Gewalt. „Es gab diese Situation am Morgen, als wir uns zum Training getroffen haben“, begann Alonso seine Erläuterung. „Sie standen für eine sehr, sehr lange Zeit im Stau auf der Brücke. Sie hingen wirklich lange fest. Das war während unserer Vorbereitung, deshalb kamen sie direkt nach Dortmund. Ich wollte bei der Vorbereitung Klarheit haben. Ich wollte mit den Spielern vorher sprechen, damit sie wissen, was zu tun ist.“
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Auch Exequiel Palacios stand im Stau
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Mit „sie“ meinte Alonso neben Wirtz auch Exequiel Palacios, der ebenfalls nur auf der Bank saß, obwohl er für die Startelf eingeplant war. Beide waren in getrennten Autos unterwegs, um zum Treffpunkt an der Bay-Arena zu gelangen. Dort fand das leichte Aktivierungstraining statt, bevor es im Bus nach Dortmund gehen sollte. Wirtz und Palacios erreichten Leverkusen aber nicht pünktlich, da sie im Chaos rund um die wegen der Gefahr durch herunterfallende Eisteile gesperrte A1-Brücke gefangen waren.
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„Flo hatte zu lange braucht, um beim Team zu sein. Ich weiß, wie wichtig Flo für uns ist und welchen Einfluss er für uns haben kann“, betonte Alonso. „Es war nichts Disziplinarisches. Es diente meiner Beruhigung, dass er nicht in der Startelf stand, weil er nicht in der Teambesprechung und in der Sitzung, die wir hatten, dabei war und alle anderen den Matchplan parat hatten.“ Simon Rolfes, Bayer Sportgeschäftsführer, ergänzte: „Xabi wollte die Spieler nicht einfach reinschmeißen und die normale Routine am Spieltag beibehalten.“
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Auch wenn es sich nicht um eine Disziplinlosigkeit im eigentlichen Sinne gehandelt hatte, sendete der Coach somit ein Signal an die Mannschaft, dass für seinen Ausnahmespieler keine Ausnahmeregelungen gelten. Wirtz wurde schließlich für die letzte halbe Stunde eingewechselt, fand aber nicht richtig ins Spiel, half allerdings in einer wichtigen Situation, als Dortmund auf das 3:3 drückte, den Ball zu halten und für Entlastung zu sorgen. Es ist davon auszugehen, dass Wirtz am Dienstag gegen Mainz (20.30 Uhr, Sky) wieder von Beginn an spielen wird.